Wenn man einen Osteopathen ruft und dieser das Pferd behandelt hört man oft: Das Becken hat eine Fehlstellung/einen Schiefstand. Doch was bedeutet diese Aussage eigentlich? Und die noch wichtigere Frage, wie werde ich ihn wieder los? Kann ich ihn durch gezieltes Reiten vorbeugen in der Entstehung?
Klar eine osteopathische Behandlung kann den Idealzustand wieder herstellen, doch meist reicht eine Behandlung nicht aus und oft hilft die Behandlung ohne Mitwirkung des Besitzers auch nicht dauerhaft.
Der Ursprung eines Beckenschiefstandes kann viele Ursachen haben. Die Hufe können unterschiedlich tief ausgeschnitten sein, oder das Pferd hat einmal zu heftig gebuckelt, oder ist auf der Koppel ausgerutscht. Es gibt aber auch Ursprünge, bei denen der Besitzer den Ursprung der Beckenfehlstellung darstellt. Jedes Pferd hat eine „gute“ und eine „schlechte“ Seite. Habe ich mal einen anstrengenden Tag hinter mir reite ich auch lieber vermehrt auf der „guten“ Seite. Das ist einfach viel angenehmer und man muss nicht so viel leisten. Reitet man aber fast immer vermehrt auf der bevorzugten Seite, so wird die Muskulatur auf dieser Seite viel stärker trainiert. Dies bedeutet, dass die Muskulatur hier kräftiger am Becken „zieht“. Auf Dauer führt dies zu Sehnen und Muskelverkürzungen, die das Becken rotieren (kippen, drehen) lassen. Eine andere Möglichkeit des durch Menschen verursachten Beckenschiefstandes ist die, bei der das Pferd chronische Magenprobleme hat. Aus Sicht der Traditionellen chinesischen Medizin verläuft der Magenmeridian nämlich genau über die äußere Beckenschaufel. Dies merkt der Therapeut z.B. wenn er nach zwei Wochen wieder das Pferd nachbehandelt und die Beckenläsion exakt die Gleiche ist.
Doch wie wirkt sich ein Beckenschiefstand eigentlich aus? Am besten erklärt sich das am Extrembeispiel: Dabei kommt das Pferd einem im Kruppherein von der Koppel entgegen. Es bedeutet also, dass das Pferd z.B. auf der einen Seite sich schlechter biegen lässt, oder Kruppe herein innerhalb an einem Tag auf der einen, aber erst nach Wochen auf der anderen Seite lernt. Im Idealfall sagt einem der Osteopath gleich was und vor allem auf welcher Seite man vermehrt arbeiten muss. Am wirkungsvollsten ist es, wenn man mit Schulter und Kruppe herein oder bei höherem Leistungsstand mit einer (Betonung auf korrekt ausgeführten) Traversale arbeitet.
Das Ziel um einen Schiefstand zu vermeiden ist es also, dass das Pferd korrekt bemuskelt ist und auf der Hinterhand läuft. Dies bedeutet, dass man das Pferd in seine natürliche Aufrichtung bringt und es jeweils mit dem hinteren inneren Bein die Last aufnimmt und somit unter den Körper tritt. Natürlich lassen sich damit Beckenläsionen die durch einen Zufall, wie z.B. stolpern auf der Koppel, entstehen nicht vermeiden, aber durch eine bessere Bemuskelung kann das Pferd diese selbst besser kompensieren bzw. fallen die Läsionen nicht so stark aus wie bei einem untrainierten Pferd.
Bild oben:
Auf dem Bild erkennt man sehr gut die perfekte Anlehnung in der das Pferd geritten wird. Der Kopf ist in der natürlichen Aufrichtung, der Kopf befindet sich vor der
Senkrechten und die Hinterhand kommt schön unter den Körper. Die Hinterhandaktivität ist klar erkennbar.
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Sandra (Sonntag, 11 März 2018 17:53)
Toller Artikel! Viele meinen man holt den Osteopathen und schwupp ist alles gut! Die Muskulatur ist meistens auf die Fehlstellung programmiert und es ist oft viel Arbeit das zu korrigieren. Mein Tinker und ich haben beide links Probleme und ich vermute das hängt zusammen. Für meinen Tinker ist es mit 27 fast zu spät! Ich Versuche mit 48 das beste draus zu machen. Leider gibt es wenig gute Tierärzte und Osteopathen. Oft werden nur Symptome behandelt. Sich selber informieren ist schon wichtig!
Simone Hekel (Sonntag, 30 Juni 2019 12:37)
Endlich mal ein Beitrag der einem weiterhilft und klar erklärt ist. Danke
Tikaani.wolf.com (Montag, 18 November 2024 16:38)
eine frage: was passiert wenn das nicht korrigert wird und man trotzdem weiter reitet?