Hufbearbeitung und ihre Folgen

Ich selbst habe schon eine wahre Odyssee hinter mir, wenn es um das Thema Hufschmied geht. Ich würde fast meinen es gibt fast nichts Schwierigeres als einen Hufbearbeiter zu finden, der sowohl einem selbst sympathisch ist als auch ein gutes Resultat abliefert. Beim Beschlag selbst gibt es natürlich auch unzählige Möglichkeiten: Alle beschlagen, nur vorne Beschlagen, Hufschuhe, Duplex-Beschlag oder komplett ohne Eisen. Alles hat seine Vor- und Nachteile und natürlich kann auch nicht jedes Pferd ohne Eisen laufen. Auch gibt es verschiedene Hufbearbeiter: Den klassischen Hufschmied mit diversen Untergruppen, den Barhufpfleger oder den Huforthopäden.

 

Zu Beginn will ich erst etwas über den Huf allgemein sagen: Prinzipiell kann man sagen, dass der Huf eines Pferdes wie unser Fuß ist. Auch ein Pferdehuf hat die Möglichkeit sich leicht nach links und rechts zu drehen und natürlich sich nach oben und unten zu bewegen. Jeder Reiter hat beim Bearbeiten der Hufe auch schon festgestellt, dass das Hufhorn etwas sehr nachgiebiges ist. All diese Möglichkeiten der Bewegung in Kombination mit der Nachgiebigkeit des Horns ermöglicht es dem Pferd auf jedem Untergrund zu laufen, bzw. sich Dingen, wie Steinen, bei der Bewegung besser anzupassen. Durch den Beschlag mit Eisen wird dem Pferd zumindest die Nachgiebigkeit im Hufhorn genommen, da sich dieses durch das Eisen nicht mehr ausdehnen kann.

 

Würde sich das Pferd ohne Hufeisen dauerhaft bewegen hätte es selbstverständlich den Hauptabrieb vorne am Huf. Leider bemerke ich deshalb oft bei nicht korrekt ausgeführter Bearbeitung der Hufe, dass Pferde, die mit Eisen laufen, anfangen ihre Trachten unterzuschieben bzw. eine Art Schnabelhuf bekommen.

 

Im Gegensatz zum Eisen ist ein Duplex-Beschlag nicht ganz so hart und auf Grund von seiner Gummierung auch in gewisser Weise nachgiebig. Durch die Nachgiebigkeit fällt es dem Pferd natürlich leichter im Gelände trittsicher zu sein, da es dem Barhufgang entscheidend näher kommt als ein Eisen. Kritiker werden natürlich eine höhere Abnutzung und auch eine schnellere im Vergleich zum Eisen bemängeln. Aber Gerade die Abnutzung, sei es beim Barhufpferd oder beim Beschlagenen gibt einem entscheidenden Hinweis darauf, wo das Pferd die stärkste Belastung aufnimmt. Wie es beim Menschen Fersen und Zehengänger gibt, gibt es eben auch beim Pferd unterschiedliche Gangbilder. Die einen laufen den Huf innen stärker ab, die anderen außen. Ähnlich wie beim Menschen entwickeln sich aber durch ein nicht korrektes Gangbild Probleme. Ich würde nicht so weit gehen wie andere, dass die Korrekte Hufbearbeitung das wichtigste ist und den gesamten Organismus des Pferdes beeinflusst. Die Hufbearbeitung kann aber entscheidenden Einfluss auf die Gelenke bis hin zum Carpal bzw. Sprunggelenk geben. Sie kann also ausschlaggebend sein, ob das Pferd mit den Hufen Bügelt oder Skatet etc.. Ist ein Eisen z.B. zu klein für den Huf des Pferdes hat dies die gleichen Folgen, wie wenn wir zu kleine Schuhe tragen. Jeder weiß wie schmerzhaft es sein kann in zu kleinen Schuhen zu laufen, aber das ist nicht die einzige Folge. Auf Dauer kann dadurch der ganze Huf verändert werden und sich z.B. ein Trachtenzwang entwickeln.

 

Leider lassen sich gerade Problemstellungen bzw. Ganganomalien am besten im Barhufzustand behandeln, da hierbei einfach ideal auf den natürlichen Abrieb eingegangen werden kann. Bei Eisen ist dies schon viel schwieriger, da dabei ja eigentlich kein Abrieb entsteht, sondern der Hufschmied selbst dafür sorgt, dass das Pferd Material verliert. Steht das Pferd aber barhufig da kann der Bearbeiter dafür sorgen, dass der Abrieb am Huf sich so verändert, dass das Pferd durch seinen Gang selbst seine Ganganomalien korrigiert. Natürlich ist all dies nur zu einem bestimmten Grad möglich und es lautet das Motto je eher man anfängt desto mehr kann man erreichen.

 

Natürlich gibt es einige Spezialisten unter den Pferden, die nicht barhufig gehen können, da der Abrieb ansonsten so stark ist, dass sie sehr schnell fühlig werden. Für mich ist dies dann aber eher ein Hinweis darauf, dass etwas mit dem Pferd nicht stimmt, als dass es wirklich nicht fähig ist „barfuß“ zu laufen. Dazu werde ich aber ein extra Blogthema verfassen.

 

Leider hat das Reiten ohne Beschlag einen entscheidenden und für viele bedauernswerten Nachteil. Will ich lange Ausreiten und habe keine weiche Wiese neben der Straße auf der ich reite brauche ich Hufschuhe.

 

Zum Glück gibt es dann aber auch noch die Möglichkeit nur vorne zu beschlagen, weil die hinteren Hufe meist „stabiler“ sind als die vorderen bzw. einfach weniger Abrieb haben.

Wichtig meiner Meinung nach ist also nicht, ob man das Pferd beschlägt oder nicht, sondern dass man sich für das richtige entscheidet, um den Anforderungen an den Huf gerecht zu werden. Wer häufig Wanderreiten geht und keine Lust hat ein Jahr lang nach jedem dritten Galopp seine Hufschuhe suchen zu dürfen, bis der Huf sich endlich soweit normalisiert hat, dass man den passenden Hufschuh kaufen kann, sollte wohl bei Eisen oder einem Duplex Beschlag bleiben. Wer aber hauptsächlich auf dem Platz oder im Viereck unterwegs ist kann durchaus mal darüber nachdenken, ob er sein Pferd nicht vielleicht. Umstellen will.

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