Der richtige Zeitpunkt - Training beenden & Belohnung

Jeder von uns geht mit einem Ziel oder einem Grundgedanken in die "Trainingseinheit" mit seinem Pferd. Oft will man ihm etwas neues beibringen und weiß dabei leider oft nicht, wann  es genug ist und man das Training lieber beenden sollte.

Jeder von uns war sicher schon einmal in dieser Situation:

 Man bringt seinem Pferd gerade eine neue Lektion bei und will sie nur noch einmal sehen, doch das Pferd weigert sich per du es noch ein einziges Mal zu machen. Dies sind die Momente, an denen man verzweifeln könnte und sich fragt, was man denn jetzt auf einmal falsch macht, wenn das Pferd es mit den gleichen Hilfen davor so schön gemacht hatte.

 

Prinzipiell würde ich behaupten, dass jeder von uns sein Pferd ,ohne es zu merken, schon das ein oder andere Mal überfordert hat bzw. das Training zu spät beendet hat. Es liegt einfach in unserer Natur. Wir wollen meist etwas genau das eine Mal zu viel. Doch leider ist genau der Unterschied zwischen einmal Mehr oder einmal weniger der, ob das Pferd es schneller oder langsamer lernt.

Schauen wir uns die Sache doch mal bei uns selbst an: Jeder erinnert sich noch an seine Schulzeit oder befindet sich vielleicht auch noch in ihr. Nach einem langen Tag in der Schule ist man endlich daheim und will am liebsten seinen Schulpack in die Ecke pfeffern und einfach entspannen oder mit Freuden über die nervige Schule bzw. seinen Mathelehrer herziehen. Aber halt, da war ja noch etwas: Die Hausaufgaben.

Sind wir endlich mit Ihnen fertig raucht einem der Schädel und man will einfach nur noch raus. Doch da steht schon die Mutter in der Tür und fragt, ob man für die Probe am Freitag gelernt hat?

Auch das noch, denkt man sich als man anfängt zu lernen.

Doch irgendwie geht heute einfach nichts in den verdammten Kopf hinein und man will einfach nur noch weg und diese nervige Schule vergessen.

Pferde durchlaufen genau die gleichen Phasen, die wir an einem normalen Schultag durchlaufen haben:

In den ersten Minuten des Trainings wiederholt man bereits erlerntes mit seinem Pferd (erster Teil der Schule), nach geraumer Zeit versucht man neue Lektionen oder Elemente einzubauen (ebenfalls wie bei uns die Schule) und kurz vor dem Abreiten will man diese Lektionen dann noch einmal festigen (wir machen die  Hausaufgaben). Doch dann hat einem vielleicht eine Lektion so gut gefallen und man freut sich einfach selbst so, dass das Pferd sie jetzt kann und will sie noch einmal sehen (Lernen auf die Probe). Jetzt passiert es und das Pferd stellt sich "stur". Nichts geht mehr und man hat das Gefühl, dass man die gesamte Stunde heute "umsonst" trainiert hat. Oft verliert man dann leicht die Beherrschung und arbeitet so lange weiter, bis es das Pferd noch einmal zeigt.

Denn man hat ja gelernt: "Höre immer mit einem positiven Ergebnis auf. Gebe dem Pferd gegenüber niemals nach." Spätestens beim nächsten Training bestätigt sich dann das befürchtete: Das Pferd tut so, als könnte es die Lektion nicht und man hat das Gefühl, fast bei Null wieder anzufangen.

 

Doch was ist im Pferd währenddessen passiert?

Zu Beginn des Trainings wird das Pferd vielleicht erst einmal munter bzw. ist noch nicht sonderlich gefordert. Es zeigt Sachen, die es schon fast "Blind" beherrscht. Dauert diese Phase zu lange, ist es wie bei uns in der Schule: Das Pferd schaltet ab bzw. auf Durchzug und es ist sehr schwer, es für etwas wieder zu begeistern. Danach freut es sich vielleicht sogar endlich etwas neues zu lernen und gibt sich richtig Mühe, weil es einfach eine so gelungene Abwechslung darstellt. Als es dann endlich die Lektion beherrscht und sie vielleicht sogar noch ein zwei Mal zeigt, ist das Pferd zufrieden und es schlägt die Natur der Pferd durch: Es ist ein Tier, dass die meiste Zeit des Tages seine Ruhe hat und diese am liebsten auch mit Fressen nutzt.  Es will jetzt also eigentlich einfach nur noch in seine Box oder seinen Stall und genau dieser Beschäftigung nachgehen. Es ist also fast wie bei uns, wenn wir nach den Hausaufgaben einfach nur noch raus wollen.

Doch jetzt greift der Reiter ein: er will nicht nur, dass das Pferd noch einmal lernt. Nein er will sogar, dass man noch eine Lektion/Matheaufgabe rechnet. Dies ist der Moment, wo alles zu viel wird und das Pferd einfach dicht macht. Arbeitet man jetzt weiter und bestraft das Pferd noch, um die Lektion noch einmal zu sehen ist es im Anschluss beim Pferd eine Kombination aus "bockigem Kind" und dem Ergebnis von Bestrafung. Denn jeder von uns erinnert sich vielleicht noch genau warum er einmal in der Schule bestraft wurde, doch was genau er davor gemacht hat ist in den meisten Fällen bestenfalls verschwommen oder sogar ganz ausgelöscht. Man sollte sich also oft einmal selbst in die Lage des Pferdes versetzen bzw. auf die Anzeichen achten, wann ein Pferd nicht mehr kann. Lieber höre ich früher auf oder spiele im Anschluss an eine Lektion mit meinem Pferd, als dass ich durch Überforderung den gesamten Lernerfolg vernichte.

 

Doch dies beinhaltet noch ein weiteres wichtiges Thema im Bereich Training:

Wie belohne ich mein Pferd nach einer gelernten Lektion und wie bestrafe ich, wenn es einmal bockt bzw. etwas nicht so macht, wie eigentlich gelernt oder geplant?

Zuerst etwas zur Belohnung: Wie oben schon angedeutet ist die größtmögliche Belohnung für ein Pferd, wenn es nach erfolgreicher Arbeit einfach in Ruhe gelassen wird. Damit meine ich, dass man aufhört und ihm etwas zu fressen gibt und es anschließend zurück in den Stall darf.

Mir ist natürlich klar, dass man nicht jedes Mal aufhören will, wenn das Pferd etwas Neues gelernt hat. Man sollte sich diese Belohnung aber im Hinterkopf behalten, wenn das Pferd etwas sehr schweres gelernt hat oder einmal im Training überdurchschnittlich gut war.

Man kann das Pferd dann einfach auch so belohnen, wie wir es damals nach der Hausaufgabe gemacht haben: Spielen.

Dies bedeutet, dass man mit dem Pferd etwas macht, was es gerne tut oder wirklich mit ihm herumalbert bzw. bei Pferden die es können und gerne machen z.B. Ball spielt.

Eine weitere Belohnung sind natürlich Leckerlies. Doch auf Dauer halte ich diese Belohnungsmöglichkeit nicht für sinnvoll, da man sich meist dann Pferde heranzieht, die sofort nach jeder Kleinigkeit nach etwas zum Essen fragen. Auf Dauer wird das echt lästig.

Es reicht aber schon, wenn man das Pferd dadurch belohnt, dass man den Druck herausnimmt. Dies bedeutet, dass man z.B. die Gerte entfernt oder am langen Zügel weiter reitet oder das Pferd die nächste Runde so gehen lässt, wie es das will. Dies ist gerade gut, wenn man das Pferd während dem Training belohnt und danach aber weiter machen will.

Am Besten ist natürlich, wenn man zusätzlich das Pferd immer wieder mit der Stimme oder durch Streicheln und nicht KLOPFEN belohnt. Wir wollen ja auch nicht geschlagen werden, wenn wir etwas gut gemacht haben.

 

Nun noch die Frage, wie ich mein Pferd jetzt richtig bestrafe, ohne dass es auf Grund der Bestrafung das Neue wieder vergisst?

Im Prinzip ist dies relativ einfach. Man bestraft am angenehmsten für das Pferd aus der oben beschriebenen Belohnung. Absolviert das Pferd im Training eine Lektion sehr gut und man belohnt es, indem man den Druck herausnimmt und z.B. eine Hilfe herausnimmt, kann man danach die nächste Lektion gerne ohne diese Hilfe probieren. Tut das Pferd dann nicht, was man will nimmt man die Hilfe wieder her und wiederholt die Übung. Dies ist für das Pferd dann ein deutliches Signal, dass es etwas falsch gemacht hat und nun strenger geritten wird. Macht das Pferd die Lektion dann immer noch nicht  kann man ggf. eine weitere hinzunehmen. Erledigt das Pferd aber die Lektion einmal mit der zusätzlichen Hilfe und dies beim zweiten Mal auch noch,  lässt man die Hilfe wieder weg und belohnt somit das Pferd. Auf diese Weise weiß das Pferd genau, warum es bestraft wird und wird gleichzeitig sensibilisiert. Über einen längeren Zeitraum betrachtet versucht das Pferd dann immer auf leichte Hilfen bereits erlernte Lektionen zu zeigen, da es dann erstens für das Pferd viel angenehmer ist und es zweitens weiß, dass das Reiten unangenehmer wird, wenn es etwas nicht macht.

 

Hiermit habt Ihr hoffentlich ein gutes Grundkonzept und einige Denkanstöße für euer nächstes Training erhalten, die euch und eurem Pferd helfen neue Aufgaben leichter zu meistern.

 

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