Blutegeltherapie - die "ekligen" Minivampire

Der kleine Helfer im Glas -  Foto: EquiBa
Der kleine Helfer im Glas - Foto: EquiBa

Jeder "Pferdemensch" ist mit Sicherheit das ein oder andere Mal über das Thema Blutegel gestolpert. Viele werden sie sicherlich in gewisser Weise als eklig empfinden und sollte man schon einmal das "Vergnügen" gehabt haben diese kleinen Tiere in Natura zu betrachten, könnte sich diese Empfindung vermutlich noch verstärkt haben.

Es stimmt: Diese kleinen Tierchen sind nicht gerade flauschig und die Tatsache, dass sie gerne in andere Lebewesen beißen macht sie auch nicht unbedingt sympathischer.

Doch sie können uns bzw. unserem Pferd bei so vielen Problemen helfen und sogar das ein oder andere "Wunder" vollbringen. In der Natur ernährt sich der Blutegel hauptsächlich vom Blut von Säugetieren, Fischen und Fröschen. Doch nicht nur wir lassen uns nicht gerne freiwillig von einem Tier beißen und warten so lange, bis es satt ist. Deshalb besitzt der Speichel von Blutegeln eine Substanz, die schmerzhemmend wirkt. Es bedeutet aber auch, dass die Therapie für das Pferd selbst kaum schmerzhaft ist. Lediglich den Biss selbst merken die Pferde. 

Natürlich kann es dann von kurzen Beinzuckungen hin bis zu Tritten kommen. Denn das Pferd selbst weiß ja nicht, dass das, was dieser fremde Mensch gerade auf ihm abgesetzt hat, in Kürze beißen wird. Nach dem Biss stehen die Pferde aber meist ganz ruhig und entspannt da und warten bis die Therapie beendet ist.

 

Man könnte Blutegel auch in gewisser Weise als faule Tiere bezeichnen. Damit sie sich beim Saugen nämlich nicht zu sehr anstrengen müssen, setzten sie ein weiteres Enzym frei, welches die Blutgerinnung hemmt. Dadurch kann der Blutegel leichter trinken und die Wunde tropft auch nachdem der Blutegel fertig ist nach. Zu guter Letzt ist es für einen Blutegel natürlich auch wichtig, dass sein "Nahrungsspender" nicht nur einmal zur Nahrungsaufnahme dient. Denn gerade in der Natur entzünden sich Wunden sehr schnell und bei kleineren Tieren, wie z.B. Fröschen, kann eine entzündete Wunde schon ein Schicksalsschlag sein. Deshalb gibt der Blutegel zusätzlich noch ein Enzym ab, welches entzündungshemmend wirkt. Dies sind alles Gründe, die Blutegel wahnsinnig attraktiv für die Therapie am Pferd, sowie Menschen und auch anderen Lebewesen, machen.

 

Doch bei welchen Symptomen und Erkrankungen sind Blutegel überhaupt sinnvoll?

 

Blutegel in Aktion - Foto: EquiBa
Blutegel in Aktion - Foto: EquiBa

Durch ihre entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung helfen die Blutegel bei sehr vielen Krankheitsbildern. Bei einer Arthritis nehmen sie dem Pferd z.B. die Schmerzen und "bauen" die entzündlichen Prozesse nachweislich ab. Unterstützend regen die Blutegel während ihrer "Arbeit" das Lymphsystem an, wodurch sich angesammelte Schlackenstoffe besser abtransportieren lassen. Zusätzlich wird dieser "Dreck" durch das Nachbluten ausgeschwemmt. Aber Blutegel können auch sehr gut bei schlecht heilenden oder bereits verheilten Wunden helfen. Gerade ab dem Karpal-/Tarsalgelenk abwärts besitzt ein Pferd kaum noch gut durchblutete Muskulatur, die für den Abtransport von Flüssigkeiten aber notwendig ist.  Dadurch bilden sich oft Flüssigkeitsansammlungen (z.B. Piephacke) oder Wunden heilen sehr schlecht/langsam.

 

Setzt man an solche Ansammlungen oder Wunden nun Blutegel an, reinigen diese die Wunden noch einmal bzw. ziehen angesammelte Flüssigkeit heraus. Durch die stärkere Anregung des Lymphflusses und die Verdünnung des Blutes fällt es dem Organismus des Pferdes im Anschluss viel leichter die übrig gebliebene Flüssigkeit abzutransportieren bzw. die Wunde ohne Beschwerden heilen zu lassen. Durch die entzündungshemmende Wirkung der Blutegel braucht man sich auch keine Sorgen bezüglich einer Wundinfektion auf Grund der Tiere zu machen und muss nach der Behandlung lediglich die Wunde ein- bis zweimal am Tag auswaschen.

Ein weiterer, großer Bereich, bei dem Blutegel sehr gut helfen, sind Muskel bzw. Sehnenverletzungen. Diese kann man sich ähnlich wie kleine Wunden im Inneren des Körpers vorstellen. Blutegel helfen also auch hier, die um die Sehnen-/Muskelverletzung angesammelten Flüssigkeiten abzutransportieren und unterstützen den Heilungsprozess. Zusätzlich verhindern sie oder nehmen die Entzündung von den Sehnen.

 

Ihr seht also, dass Blutegel zwar für manche eklige Tiere sind, die alles und jeden gerne beißen würden, aber auf der anderen Seite gerade durch den Biss wahnsinnig viele Probleme beheben können und das, abgesehen vom Biss, schmerzfrei und natürlich.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0