Die Empfindlichkeit der Sehnen

Die häufigsten Verletzungen der Pferde scheinen mit den Sehnen zu tun zu haben. 

Doch woher genau kommt das?
Sind Sehnen einfach nur unglaublich empfindlich oder hatten die Pferde einfach Pech?
Um dies beantworten zu können schauen wir uns zuerst einmal die Anatomie der Sehne an: 
Sehnen setzen sich aus sehr stabilen Kollagenfasern zusammen, welche von schützendem Sehnengleitgewebe umgeben sind. An Stellen, an denen Sehnen hohen Belastung ausgesetzt sind, umgibt die Sehne zusätzlich eine Sehnenscheide. Diese erfüllt den Zweck  die Reibung zwischen Sehne und Knochen mit Hilfe von Schmierflüssigkeit zur verringern.
Der gesamte Sehnenapparat beinhaltet nur wenige Blutplättchen und wird deshalb nur spärlich durchblutet. 
Im Bewegungsablauf des Pferdes hat die Sehne die Aufgabe die Kontraktion des Muskels als Zug auf die Knochen zu übertragen. Wie stark so eine Sehne sein kann zeigt uns das Beispiel der Archillessehne beim Menschen: Diese kann einer Zugbelastung von einer Tonne standhalten.
Beim Pferd hat die Kombination aus Fesselträger und oberflächlicher Beugesehne die Funktion als Trageapparat, um ein übermäßiges Durchtreten des Fessel-, Kron- und Hufgelenkes zu vermeiden. 
Dabei wird bei Lastaufnahme der Fesselträger am meisten beansprucht. Die tiefe Beugesehne dient hingegen als Spannband für das Hufgelenk.
Die häufigsten Sehnenschäden entstehen durch eine Belastung über die Elastizitätgrenze des Gewebes hinaus. Sehnenscheidenentzündungen hingegen entstehen bei einer Fehlbelastung, oder einer einseitigen Belastung über einen längeren Zeitraum. Doch was sind die häufigsten Ursachen für Sehnenprobleme? 
Hierfür kann man die Ursachen gut in drei Teilbereiche unterteilen:
- muskulärverschuldete 
- exterieurverschuldete 
- durch äußere Einflüsse 
Dadurch, dass die Sehnen die Energie der Muskeln übertragen ist es für Sehnen förderlich, wenn die Muskulatur gut ausgeprägt ist, da sie dann die Kraft geregelt übertragen kann und nicht die Hauptarbeit leisten muss. Schwache oder träge Muskulatur, die die Kraft ungebremst auf die Sehne überträgt kann hingegen Sehnenprobleme begünstigen.
Hat das Pferd exterieurbedingte Fehlbelastungen der Sehnen, sei es von Geburt an oder durch schlechten Hufbeschlag, werden Sehnen einseitig mehr belastet und überanstrengt. Dies kann auf Dauer ebenfalls immer wieder Probleme hervorrufen.
Auch die geburtliche Disposition spielt eine Rolle: 
Wurde ein starkes Bindegewebe vererbt? Wie hoch ist das Pferd gefesselt?
Je höher die Fesselung desto mehr Last liegt auf der Sehne.
Aber auch eine Überbeanspruchung in zu jungen Jahren kann sich negativ auf den Sehnenapparat des Pferdes auswirken. 
Jeder Sport beansprucht die Sehnen des Pferdes unterschiedlich, weshalb es auch logisch ist, dass ein Springpferd meist mit anderen Sehnenproblemen zu kämpfen hat wie etwa ein Galopper oder ein Dressurpferd.
Im Springsport werden die Sehnen des Pferdes bei der Landung am meisten beansprucht. Bei dieser werden die Fesselträger und in weiterer Folge die Sesamoide des Pferdes beansprucht.
Bei Galopppferden hingegen spielt das permanente Abfangen des Gewichtes im gestreckten Galopp eine entscheidende Rolle. 
Bei Dressurpferden hingegen ist es schwerer zu Erörtern. Wenn man z.B. Verkaufsanzeigen durchstöbert ist es sehr auffällig, dass sehr Pferde hoch gefesselt sind. Dies ermöglicht zwar schöne Bewegungsabläufe, allerdings sind diese schon von Grund auf anfälliger für Probleme.
Dabei kommt es zu einer Mehrbelastung und teilweise zu Zerreißungen einzelner Sehnenfaserteile der oberflächlichen Beugesehne.
Oft haben diese Pferd dann Verdickungen auf der Rückseite der Sehne.
Ihr seht also, dass auch die Art des Belastung eine entscheidende Rolle bzw. Überbelastung einzelner Sehnen bedeuten kann.

Doch wie kann man diesen Vorbeugen bzw kann man die Sehnen schonen?

Jeder, der ein sehnenverletztes Pferd hatte, weiß, dass das Schonen der Sehnen ein sehr schweres Unterfangen ist bzw. fast nicht möglich. Viel mehr ist es wichtig, dass man dem Pferd ein abwechslungsreiches Programm bieten sollte. Reitet man sein Pferd am Wochenende ausschließlich in schnellen Gangarten, sollte man darauf achten, dass man sein Pferd unter der Woche mit Alternativen abwechslungsreich beschäftigt. Prinzipiell ist es auf jeden Fall sinnvoller die Sehnen zu „trainieren“ als zu schonen. Damit meine ich, dass man die Sehne in regelmäßigen Abständen ihren Hauptbelastungen wiederholt aussetzen sollte, damit sie nicht „träge“ werden. Eine Sehne, die nie ihrer Hauptbelastung ausgesetzt wird, verletzt sich schneller, als Eine, die regelmäßig diese Belastung absolviert.Auch sollte man auf gute Muskulatur und Keime vorhandlastige oder einseitige Reitweise achten, um Mehrbelastungen zu vermeiden.Abschließend kann man sagen, dass man bei Sehnenverletzungen weder Pech hatte, noch dass sie überaus empfindlich sind.Verletzungen kündigen sich meist über einen längeren Zeitraum an, erfolgen durch äußere Einflüsse bzw. liegen an Fehl- oder Überbelastung. 
In meinem nächsten Blog werde ich euch Tipps geben, wie man ideal bei Sehnenverletzungen unterstützen kann und was man besser nicht tun sollte bzw. sogar schädlich für den Heilungsprozess sein kann.

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